Stimmen

Diese Seite ist den Stimmen all denen gewidmet, die die Notwendigkeit von Forschung an Tieren anerkennen. Beim Lesen werdet Ihr feststellen, dass jeder Unterstützer seine ganz eigene Ansicht zu Tierversuchen hat. Die Beweggründe jedes Einzelnen sind genau so verschieden wie die Menschen selbst: Ein Arzt, der Tierversuche als unentbehrlich einschätzt, da seine Arbeit ohne Tierversuche bei Weitem nicht so heilsam wäre. Oder ein Wissenschaftler, der selbst mit großem Aufwand die Entwicklung alternativer Versuchsmethoden verfolgt, welche nicht ohne erste Tierversuche zustande gekommen wären.

Pro-Test Deutschland möchte eine Plattform bieten, auf der Menschen Ihre Meinung zu diesem Thema der Öffentlichkeit kundtun und somit Standpunkte in dieser Diskussion mitteilen können, die sonst kaum gehört werden. Diese Seite wird regelmäßig Updates bekommen, wenn uns neue Stellungnahmen von Menschen von überall aus Deutschland und der ganzen Welt erreichen.

Lest diese zum Teil sehr persönlichen Stellungnahmen und Erfahrungsberichte, und bekommt einen Eindruck davon, aus welchen Gründen diese Leute Tierversuche zum medizinischen Fortschritt verteidigen. Jeder von ihnen hat etwas zu sagen. Egal ob du selbst Wissenschaftler, Arzt oder keins davon bist: Du kannst dich mit einigen Aussagen möglicherweise identifizieren und deine eigene Stimme beitragen.

Meldet euch zu Wort!

 

„Ich lag vor Beginn meiner Ausbildung nächtelang wach, habe nach brauchbaren Informationen über Versuchstiere gesucht und mich wieder und wieder gefragt: ‚Kannst du das?'“ – Laura Gobbers

„Die häufigste Frage, die ich bis jetzt immer höre ist: „Und was genau bzw. wie genau machst du das?“. Ich habe immer wieder festgestellt das viele Leute einfach keine Möglichkeit haben sich objektiv über Tierversuche zu informieren.“ – Frederique Wieters

„Ich liebe Tiere. Und deshalb ist es mir unangenehm, gar peinlich, direkt zuzugeben, dass ich Tierversuche durchführe.“ – Ann-Charlott Schneider

„Grundlagenforschung bildet einen der wichtigsten Pfeiler unserer modernen Gesellschaft, auf dem ein Großteil unseres heutigen Wohlstandes beruht.“ – Alexander Ecker

„Mir war klar, wie wichtig diese Arbeiten waren und dass man den Einsatz von Tieren bei diesen Fragen nicht durch andere Methoden ersetzen kann. Ich war nur nicht sicher, ob ich derjenige sein wollte, der das macht.“ – Lars Dittrich

„Es sind persönliche Fragen, und es sind immer auch Fragen, die nur von Fall zu Fall beantwortet werden können. Ich bin froh, dass meine Arbeit mich jeden Tag wieder zwingt, über sie nachzudenken.“ – Paul Töbelmann

„Ich habe verstanden, was unser größtes Problem ist: Die meisten Menschen haben einfach nicht genug Faktenwissen über Tierversuche.“ – Renée Hartig

“Je mehr ich erkannte, zu welchen Erfolgen Tierversuche gegen viele Krankheiten in der Vergangenheit geführt haben, desto entschiedener stand ich und stehe ich heute noch für biomedizinische Versuche an Tieren ein.” – Astrid Kugler

„Wir dürfen nicht so tun als hätten wir die Biologie des Säugetierorganismus durchdrungen.“ – Axel Haverich

„Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, dass Menschen, die ich liebe, und ich selbst, mit Schmerzen sterben oder den Verstand verlieren, wie es meine Großeltern mussten. Ich möchte nicht im Alter nicht mehr ich selbst sein und meine Kinder nicht mehr erkennen, wenn sie mich besuchen kommen. Auf Grund dessen habe ich entschieden, in den Naturwissenschaften zu forschen, genauer auf dem Gebiet der Neurowissenschaften.“ – Joachim Bellet

„Ohne direkte Arbeit am Tier wäre unsere Forschung nicht machbar.“ – Diethard Tautz

„Ja wir haben die Pflicht, an Tieren zu forschen. Ich bin traurig darüber.“ – Marie Schmidt

„Ich denke, die Hauptaufgabe von Pro-Test Deutschland besteht darin, zu vermitteln, warum die Grundlagenforschung notwendig für spätere praktische Anwendungen ist.“ – Arthur Pilacinski

„Mir liegt das Wohl der Tiere sehr am Herzen, ich bin mir aber der Notwendigkeit der Versuche bewusst, die so verantwortungsvoll und rücksichtsvoll durchgeführt werden müssen wie möglich.“ – Tim Pock

„Wer fundamental gegen Tierversuche ist und diese behindert, tötet kleine und große Kinder, deren Eltern und andere Erwachsene ebenso.“ – Hans-Georg Rammensee

„Die meisten, die diese Zeilen lesen, sind Gerettete ohne es zu wissen.“ – Onur Güntürkün

Tierexperimente sollten ethisch und mit größtem Respekt gegenüber den Tieren durchgeführt werden.“ – Annette Bakker

„Schweigen oder Schreien – das scheinen die beiden einzigen Alternativen zu sein. Natürlich ist das Unsinn. Über ein schwieriges Thema muss man reden, und zwar sachlich.“ – Florian Hohnstein

„Ich möchte aber auch deutlich feststellen, dass nicht nur konventionelle Zellkulturen sondern auch aus Stammzellen hergestellte 3D-Gewebe klare Limitationen aufweisen, und wir damit Terversuche nie vollständig werden ersetzen können.“ – Ulrich Martin

„Naturwissenschaftliche Forschung legt den Grundstein für neue bahnbrechende Behandlungen, Heilmittel und Diagnostika für sowohl Menschen als auch Tiere.“ – Emma Martinez Sanchez

 

 


Laura Gobbers

Tierpflegerin im Versuchslabor | Pro-Test Deutschland

Köln, Deutschland


Immer wenn man neue Menschen kennenlernt, kommt irgendwann die Frage: „Und was arbeitest du so?“ Das Gespräch läuft dann meist wie folgt ab: „Ich bin Tierpflegerin.“ – „Cool, in welchem Zoo denn?“ – „Ich bin Versuchstierpflegerin und arbeite im Labor.“ – „Oh.“

Ich kann es keinem verübeln, der bei dem Beruf Tierpfleger als erstes an den Zootierpfleger denkt. Und ich kann es auch keinem verübeln, der bei der Antwort erstmal schluckt. Im Laufe so eines Gesprächs werde ich oft gefragt: „Kannst du denn Nachts überhaupt mit gutem Gewissen schlafen?“, oder: „Kannst du morgens noch beruhigt in den Spiegel blicken?“. Diese Fragen erinnern mich immer an den Beginn meiner Ausbildungszeit. Als ich meiner Familie erzählt habe, dass ich eine Ausbildung zum Tierpfleger in einem Labor machen werde, war die erste Reaktion: „Kannst du das denn überhaupt?“ Ich habe mich das selbst lange gefragt, da ich Tiere einfach liebe und selbst nicht ohne Haustiere leben möchte. Ich lag vor Beginn meiner Ausbildung nächtelang wach, habe nach brauchbaren Informationen über Versuchstiere gesucht und mich wieder und wieder gefragt: „Kannst du das?“

Jetzt – 7 Jahre später – habe ich darauf eine klare Antwort: JA!

Ja, ich kann nachts ruhig schlafen und morgens in den Spiegel schauen, weil ich meine Arbeit gewissenhaft erledige und dafür sorge, dass es den Tieren gut geht. Ja, weil ich weiß, dass Arbeit mit Tieren immer verantwortungsvoll erledigt werden muss und ich dafür auch am Wochenende und an Feiertagen aufstehe, und das gerne. Ja, weil ich weiß, dass es notwendig ist. Hätten wir in den letzten Jahrzenten keine Tierversuche gehabt, dann wären wir nicht auf unserem heutigen Wissensstand. Es würden vermutlich immer noch (mehr) Leute an AIDS und Grippe sterben. Dank den Tierversuchen in den letzten Jahrzenten ist die Sterberate aber deutlich zurückgegangen, und Menschen mit AIDS können ein ganz normales Leben führen.

Und trotz all den Versuchen in den Jahren wissen wir noch lange nicht alles. Es gibt viele Krankheiten, deren Ursprung unbekannt ist und die kaum bis gar nicht behandelt werden können. Wenn ich morgens in den Spiegel schaue, habe ich oft meine Alzheimer-kranke Oma vor Augen, die mich ansieht und nicht mehr weiß, wer ich bin. Das tut weh. Das ist hart. Und ich möchte nicht, dass ich mich selbst später vielleicht nicht mehr an meine eigenen Kinder erinnern kann, oder meine Kinder an ihre Kinder. Dank der Forschung mit an Alzheimer erkrankten Mäusen können wir die Krankheit immer mehr aufschlüsseln, um sie irgendwann komplett zu verstehen und eine Therapie zu entwickeln.

Sterben Tiere dafür? Ja, und auch das muss deutlich gesagt werden. Aber ich sorge dafür, dass die Tiere ein gutes Leben haben, in dem es ihnen an nichts mangelt, und wenn sie sterben müssen, sorge ich dafür, dass es so schonend wie möglich geschieht. Man wird schließlich Tierpfleger, weil man Tiere mag. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich voll und ganz hinter der Idee stehe, Tierversuche durch Alternativen zu ersetzen (auch wenn das heißt, dass ich meinen Job verliere). Aber leider ist dies noch nicht mit allen Versuchen möglich, da Vieles nur am lebenden Tier funktioniert.

Wissenschaftsinitiativen wie Pro-Test sind wichtig, wir müssen offen über Tierversuche reden, damit den Menschen die Scheu vor dem Thema genommen wird. Wir müssen besser aufklären, damit Außenstehende es vielleicht verstehen.

[null,2,“>Übrigens: Jetzt – 7 Jahre nach der Frage meiner Familie „kannst du das?“ – ist meine Familie auch davon überzeugt, dass es notwendig ist und dass es der richtige Weg für eine bessere Zukunft für uns alle ist. Sicherlich auch dank der Transparenz und Initiativen wie Pro-Test.

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Frederique Wieters

PhD-Student | Pro-Test Deutschland

Köln, Deutschland


Als es darum ging zu entscheiden wo ich meine Masterarbeit schreibe bzw. wie ich mich in meiner weiteren beruflichen Zukunft ausrichte war ich zunächst ratlos. Soll ich weiterhin an neuralen Stammzellen in vitro forschen oder gibt es auch andere Themen, die mich so sehr interessieren, dass ich mir vorstellen könnte mich den Rest meines Lebens damit zu beschäftigen?
Ich hatte während meines Zivildienstes im Rettungsdienst beim Deutschen Roten Kreuz viel mit Patienten zu tun die gerade einen Herzinfarkt bzw. Schlaganfall erlitten haben bzw. mit den Folgen davon zu kämpfen hatten.
Während meiner Ausbildung zum Rettungssanitäter und auch meines Biologie Studiums habe ich gelernt das es im Grunde kaum effektive Therapien bei einem Schlaganfall gibt. Naiv wie ich damals noch war bin ich davon ausgegangen, dass es für diese Erkrankungen bereits effektive Therapien gibt. Die Literaturrecherche lehrte mich es besseren und begann mich weiter in die Thematik einzulesen, weil ich verstehen wollte, warum die Entwicklung einer effektiven Therapie so schwierig ist.
In der Arbeitsgruppe, in der ich meine Masterarbeit schrieb, ging es darum eine Therapie zu entwickeln, die aus körperlichem Training und einer Antikörpertherapie bestehen sollte. An Mäusen…hmm…geht es denn nicht auch in der Zellkultur, ohne das Arbeiten mit lebenden Tieren?

Ich habe einige Monate und einiges an Büchern, Recherchearbeit und Diskussionen gebraucht um zu verstehen, dass manche Fragestellungen in der Wissenschaft (noch) nicht in der Zellkultur beantwortet werden können. Für die Beantwortungen mancher Fragen reicht es nicht aus nur einzelne Zellen oder Mechanismen zu untersuchen, sondern man muss den Organsimen als ganzen betrachten.

Aus diesem Grund beschäftige ich mich auch jetzt während meiner Promotion mit der Erforschung von Schlaganfällen, insbesondere der Entwicklung einer Spastik nach Schlaganfall, die bis zu 40% aller Schlaganfallpatienten entwickeln.

Ich beschloss von Anfang an offen damit um zu gehen, was ich genau bei meiner Arbeit mache. Bis jetzt habe ich dieses Vorgehen nie bereuen müssen. Die häufigste Frage, die ich bis jetzt immer höre ist: „Und was genau bzw. wie genau machst du das?“. Ich habe immer wieder festgestellt das viele Leute einfach keine Möglichkeit haben sich objektiv über Tierversuche zu informieren. Deswegen habe ich immer das Gefühl das die Leute „dankbar“ sind das man aus seinem Alltag berichten kann und ihnen aus erster Hand berichten kann wie Tierversuche ablaufen, wie aufwendig sind und vor allem wie sehr man sich bemüht alles Erdenkliche zu tun damit es den Tieren möglichst gut geht. Dazu gehört für mich auch das ich länger im Tierstall bleibe, wenn ich sehe das es den Tieren nicht gut geht. Man ist für diese Tiere verantwortlich und das nehme ich ernst. Diese Verantwortung trage aber nicht nur ich selbst sondern eine Vielzahl von Leuten, vor allem unsere Tierpfleger und technischen Mitarbeiter, die tagtäglich dafür sorgen, dass es den Tieren gut geht.

Meiner Meinung nach sind Transparenz und Aufklärung die besten Möglichkeiten das Bild der Tierforschung in der Öffentlichkeit richtig da zu stellen. Aus diesem Grund bin ich Mitglied bei Pro-Test geworden. Ich will niemanden davon überzeugen das alle Tierversuche wirklich notwendig sind, jede Fragestellung und Versuch muss einzeln in der Hinsicht bewertet werden ob für die Beantwortung wirklich Tiere verwendet werden müssen. Ich bin auch davon überzeugt, dass wir irgendwann komplett auf Tierversuche verzichten können. Solange es allerdings noch nicht für alle Tierversuche eine Alternative gibt erachte ich diese Versuche für notwendig, da sie die Grundlage für eine zukünftige Behandlung darstellen.


Ann-Charlott Schneider

PhD-Studentin | Pro-Test Deutschland

Köln, Deutschland


„Hallo, mein Name ist Ann-Charlott, Ich arbeite zurzeit an einem PhD mit dem Thema ‚Toleranzinduktionen bei Hochrisiko Hornhauttransplantaten und die Rolle von VEGFs‘ an der Universität Köln, und ich mache Tierversuche an Mäusen.“ — So deutlich sage ich das selten. Warum eigentlich?

Ich liebe Tiere. Und deshalb ist es mir unangenehm, gar peinlich, direkt zuzugeben, dass ich Tierversuche durchführe. Denn meist wird man mit ungläubigen Blicken bedacht und wird in den Augen der Zuhörer direkt zum Tierquäler und schlechten Menschen. Und ich verstehe, warum. Wenn ich die Bilder und Berichte der Aktivisten gegen Tierversuche sehe, möchte ich auch direkt loslaufen und die Tiere retten.

Was übersehen wird, ist die Tatsache, dass ich mich ganz aktiv mit der Frage, ob Tierversuche sein müssen, auseinandersetze. Es wird übersehen, dass ich, bevor ein Versuch losgeht, die Mäuse einige Tage an mich gewöhne, damit sie nicht gestresst sind oder Angst vor mir haben, wenn ich sie hochhebe. Oder dass ich, lange bevor ein Versuch losgeht, sehr viel Zeit in die Planung investiere, um zu verhinder, dass Tiere umsonst benutzt werden. Man denkt nicht darüber nach, dass ich, wenn Experimente laufen, jeden Tag im Tierstall stehe und nach meinen Mäusen sehe, in den heißen Phasen auch am Wochenende. Dass die Hornhauttransplantationen, die ich an den Mäusen durchführe, in sterilsten Bedingungen durchgeführt werden, die Mäuse mit reichlich Schmerzmittel versorgt werden, oder dass ich erstmal 2 Monate meines PhDs mit Trockenübungen verbracht habe, um die Methode richtig zu lernen, bevor ich an lebende Mäuse herangegangen bin. Gerade dass mir das Wohl der Tiere am Herzen liegt, steht für Tierversuchsgegner im Kontrast zu dem Bild des gemeinen, hartherzigen Forschers, zu dem sie mich bereits abgestempelt haben.

Vor Kurzem hörte ich auf einer großen Konferenz einen Vortrag speziell zu dem Thema, dass die Gesellschaft ihre Informationen über Tierversuche von Organisationen bekommt, die vehement gegen diese sind und oft einfache Fakten ignorieren. Das hat mir zu denken gegeben und mich motiviert, mehr über Tierversuche zu reden und diese den Menschen, die nicht damit zu tun haben, näher zu bringen. Ich möchte mich nicht für die Arbeit, die ich mache, schämen, denn diese wird einmal Menschen die Lebensqualität verbessern.

Auch ich bin gegen unnötige Tierversuche. Ich finde, dass Regeln, Ausschlusskriterien und Ethikanträge (die gestellt werden müssen, um überhaupt Tierversuche durchführen zu können) hart geprüft werden müssen, und das jedes Jahr aufs Neue, damit Forschungsfortschritte im Bereich der Alternativmethoden mit einbezogen werden können. Auch sollten immer erst komplementäre alternative Methoden verwendet werden, wo es möglich ist. Und wenn es nicht möglich ist, wie es momentan leider noch oft der Fall ist, muss alles daran gesetzt werden, die Tierzahl so gering wie möglich zu halten und die Haltungsbedingungen so angenehm wie möglich zu gestalten. Denn wir tun dies nicht aus Spaß, sondern aus unserer Pflicht, kranken Menschen zu helfen.

Meine Forschung kann nicht komplett in der Plastikschale stattfinden. Ich bin darauf angewiesen, dass ein ganzer Organismus auf das Hornhauttransplantat reagieren kann, sonst sehe ich nicht das gesamte Bild. Und es fällt mir schwer, und das finde ich auch gut so. Das Leben der Mäuse sollte mir wichtig sein und deswegen muss es mir auch schwerfallen! So verhindere ich, dass die Tiere zu Gebrauchsgegenständen werden, denn das sind sie nicht, sondern ich schätze sie als Lebewesen wert. Ich hoffe, mit meiner Arbeit das Überleben von Hornhauttransplantaten zu verbessern und so den Tierversuchen auch einen Wert zu geben.

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alexander-eckerAlexander Ecker

Neurowissenschaftler | Pro-Test Deutschland

Tübingen, Deutschland


Vollkommen unbewusst und ohne jegliche Anstrengung verwandelt unser Gehirn die Bilder, die unsere Augen aufzeichnen in eine sinnvolle Interpretation unserer Umgebung. Was uns trivial erscheint, ist jedoch ein hochkomplexer Vorgang, der nach wie vor kaum verstanden ist und in künstlichen Systemen nur in Ansätzen nachgebildet werden kann.

Meine Forschung geht der Frage nach, wie die abertausenden von Nervenzellen in unserer Sehrinde diese Meisterleistung vollbringen. Um einer Antwort auf diese grundlegende Frage näher zu kommen, messen wir die Aktivität von Nervenzellen im Gehirn von Rhesusaffen, die verschiedene Reize sehen und einfache Verhaltensaufgaben durchführen.

Natürlich wirft unsere Arbeit – wie überall wo Menschen Tiere nutzen – ethische Probleme auf. Unsere Gesellschaft macht sich Tiere in vielen Bereichen wie z.B. der Nahrungsgewinnung, der Schädlingsbekämpfung oder Freizeitbeschäftigungen (z.B. Haustiere, Zoo, Sport, Zirkus) zu eigen, deren Notwendigkeit nicht immer eindeutig ist. Grundlagenforschung bildet hingegen einen der wichtigsten Pfeiler unserer modernen Gesellschaft, auf dem ein Großteil unseres heutigen Wohlstandes beruht. Daher bin ich der Meinung, dass die Arbeit mit Tieren in der Grundlagenforschung durchaus gerechtfertigt, ja sogar notwendig ist.

Leider ist der Wert der Grundlagenforschung für die Öffentlichkeit oft nicht nachvollziehbar. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass wir Wissenschaftler uns zu lange aus der öffentlichen Debatte herausgehalten haben. Ich habe Pro-Test Deutschland mitgegründet, um dies zu ändern und unseren Mitmenschen zu erklären, was wir tun und warum wir es tun.

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Lars Dittrich

Wissenschaftlicher Mitarbeiter | Pro-Test Deutschland

Bonn, Deutschland


Schon früh war ich von der Vorstellung fasziniert, dass unser Bewusstsein, unser Hier und Jetzt, unsere Erinnerungen und unsere Pläne für die Zukunft von biologischen und chemischen Prozessen in unserem Gehirn erzeugt werden. Mir war schnell klar, dass ich die Funktionsweisen des Gehirns studieren und verstehen wollte. In meiner Diplomarbeit wurde ich dann nur zu real damit konfrontiert, dass dieses Wissen einen Preis hat. Nun studierte ich nicht mehr Sachverhalte aus Lehrbüchern oder dem gelegentlichen Präparat in praktischen Kursen, sondern musste eigenhändig einen Frosch einschläfern, um an seinem Hirngewebe in vitro forschen zu können. Und zwar jede Woche. Mir war klar, wie wichtig diese Arbeiten waren und dass man den Einsatz von Tieren bei diesen Fragen nicht durch andere Methoden ersetzen kann. Ich war nur nicht sicher, ob ich derjenige sein wollte, der das macht.

Nach wie vor denke ich, dass das zwei völlig verschiedene Fragen sind. Nach langem Überlegen entschloss ich mich, dass ich derjenige sein wollte. Die Erforschung des Gehirns ist meine Leidenschaft. Forschung ist keine Routinearbeit. Ich verstand, dass jeder, der sie mit Leidenschaft betreibt, Dinge beitragen kann, die nicht ohne weiteres von anderen beigetragen werden können. So schloss ich eine Doktorarbeit in der Neurobiologie an. Ich habe diese Entscheidung nie bereut.

Heute erforsche ich, wie das Gehirn zwischen den Zuständen Schlaf und Wach wechseln kann, und warum es das überhaupt macht. Dazu arbeite ich mit genveränderten Mäusen. Ich hoffe, dass meine Ergebnisse Menschen mit Schlafproblemen zugutekommen, unter anderem Patienten der seltenen Erbkrankheit Fatal Familial Insomnia.

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Paul Töbelmann

Wissenschaftskommunikation | Pro-Test Deutschland

Tübingen, Deutschland


Eines gleich mal vorweg: Ich mache selbst keine Tierversuche. Von Hause aus bin ich nämlich Historiker. Bis vor ein paar Jahren habe ich noch fröhlich Herrschaftsrituale und adliges Sozialverhalten im Spätmittelalter untersucht. Jetzt mache ich die Wissenschaftskommunikation in einem Hirnforschungsinstitut, in dem die meisten Projekte an Tiermodellen arbeiten. Und dazu gründe ich noch eine Initiative mit, die sich das „Pro Test“ auf die Fahnen schreibt. Warum mache ich das? Was hat das mit mir zu tun?

Mal davon abgesehen, dass Kommunikation mein Ding ist und dass ich das ganze Drumrum hier extrem spannend finde, dass ich also meinen Job einfach richtig gern mache: Den hätte ich auch anderswo machen können, Öffentlichkeitsarbeit ist ein weites Feld. Ich hätte mir leicht etwas suchen können, wo ich mit all dem weiterhin nicht in Berührung gekommen wäre, das hier auf mich einstürzt: Ein auch persönlich schwieriges Thema; so leidenschaftliche, lautstarke Leute, wie es viele Tierversuchsgegner sind; so abstrakte und gleichzeitig extrem wichtige ethische Dilemmata.

Wie ich zu Tierversuchen stehe, hat man mich auch im Vorstellungsgespräch gefragt, und ich war, ehrlich gesagt, auf die Frage null vorbereitet. Zum Glück – zumindest hier – neige ich dazu, Sachen erst einmal gründlich gedanklich durchzukauen, bevor ich mir ein moralisches Urteil bilde. Ich habe deshalb geantwortet, dass ich Tierversuche nicht prinzipiell ablehne, aber der Ansicht bin, dass ihr Zweck sich moralisch vertreten lassen muss, und dass es eine ethische Abwägung ist – die nicht in jedem Fall zugunsten eines Tierversuchs ausfallen kann. Das war damals, ganz offen gesprochen, eher ein Lavieren. Ein begründetes Urteil, eine gefestigte innere Einstellung zu dem Thema hatte ich halt noch nicht.

Aber die Frage nach den Tierversuchen hat mich nicht mehr losgelassen. In mancher Hinsicht ist es die Kernfrage meiner Arbeit geworden – denn wenn ich moralisch nicht vertreten könnte, was hier im Haus gemacht wird, dann könnte ich es auch nicht vermitteln. Wenn ich zu dem Schluss gekommen wäre: „Nein, sowas darf man einfach nicht machen, auch wenn Menschen vielleicht in zehn, zwanzig Jahren davon profitieren, heute dürfen keine Tiere für Forschungszwecke gezüchtet, gehalten, trainiert, operiert und getötet werden!“ – dann hätte ich inzwischen gekündigt, denn dann wäre der Job der falsche für mich, und ich der Falsche für diesen Job.
Aber der Job hat auch etwas für mich getan: Er hat mich gezwungen, mich intensiv mit meinen Moralvorstellungen auseinanderzusetzen. Letzten Endes gibt es für mich zwei Kernfragen:

  1. Ist ein Mensch für mich mehr wert als ein Tier?
  2. Wo wollen wir eigentlich die Grenze ziehen? Nach Anzahl, Spezies, Maß an Leiden?

Die erste Frage kann ich rundheraus bejahen. Ja, ein Mensch ist für mich immer mehr wert als ein Tier. Selbst einen verurteilten, reulosen Mörder würde ich persönlich eher aus einem brennenden Gebäude retten als einen Hund oder eine Katze. Da ist bei mir die Art grundsätzliche Überzeugung am Werk, die man nicht erklären oder gut begründen kann, die einfach da ist wie der Glaube an einen Gott oder die Liebe zu einem anderen Menschen. Die zweite Frage aber ist die, wo es für mich schwierig wird. Wenn EIN Mensch für mich wertvoller ist als ein Tier – wie ist es dann mit sehr vielen Tieren? Und macht es für mich nicht auch einen Unterschied, ob wir über Fliegen sprechen, über Mäuse, oder über Affen? Und schließlich: Wie vergleicht man das Leiden eines Menschen mit dem eines Tiers? Welches Maß an menschlichem Leid rechtfertigt zu seiner Linderung welches Maß an Tierleid?

Ich habe lange mit Maßstäben, Kriterien, Absolutaussagen usw. rumhantiert. Ich muss es ganz einfach sagen: Das hat für mich rein gar nichts gebracht. Ich bin heilfroh, dass ich keine legislative oder exekutive Verantwortung trage, was diese Fragen angeht. Denn ich kann sie nach wie vor nicht beantworten. Mit Zahlen oder Maßstäben an sie heranzugehen, führt in meinen Augen nicht weiter. Es sind persönliche Fragen, und es sind immer auch Fragen, die nur von Fall zu Fall beantwortet werden können. Ich bin froh, dass meine Arbeit mich dazu gezwungen hat, und mich jeden Tag wieder zwingt, über sie nachzudenken.

Ich halte Tierversuche für oft nützlich und ethisch vertretbar, wenn auch nicht in jedem Fall. Ich halte prinzipiell ihre Normierung und Kontrolle durch Gesetz und Bürokratie für unabdingbar. Maßstäbe, Zahlenwerke, harte Ausschlusskriterien sind dafür notwendig. Aber die kann der Einzelne aus seinen moralischen Überzeugungen heraus nicht liefern. Daher halte ich es für unverzichtbar, dass wir alle, Wissenschaftler und Nichtwissenschaftler, Tierversuchsbefürworter und -gegner, aber gerade auch die bisher weniger involvierten Menschen, über Tierversuche reden.

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IMG_0488Renée Hartig

Neurowissenschaftlerin | Pro-Test Deutschland

Tübingen, Deutschland


Einsteigen will ich mit einer kurzen Nacherzählung der Anfangszeit von Pro-Test Deutschland – bevor ich mit Twitter, HTML-Programmierung oder Massen von Übersetzungen angefangen habe. Die ganze Sache fing damit an, dass Kirk Leech, ein Sprecher für die EARA (European Animal Research Association), das CIN (Centrum für Integrative Neurowissenschaften, Tübingen) besuchte. Er hielt einen wirklich beeindruckenden Vortrag über Tierversuche und Tierrechtsaktivismus. Ich glaube, das war es, was uns “Graswurzel”-Typen gefehlt hat, um endlich loszulegen und etwas zu unternehmen. Ich dachte: Stell Dir vor – eine Gelegenheit, ganz offen über Deine Forschung zu reden! Eigentlich ist es eine Schande, das ich schon als junger Wissenschaftler so früh in meiner Karriere solche Gefühle hatte. Es hat sich angefühlt, wie wenn man im Flugzeug neben einem Fremden sitzt und der ganz normalen Frage ausweicht: “Was machen Sie beruflich?” Tja, vor Pro-Test Deutschland wäre meine Antwort gewesen, dass ich mit Tieren arbeite, um wissenschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen. Und dass ich mich fürchte, darüber zu reden, weil ich Angst vor Vorurteilen habe und vor meiner Unfähigkeit, meine Einstellung angemessen zu verteidigen. Vielleicht war ich nicht der einzige Wissenschaftler, der das Gefühl hatte, öffentlich unter Beschuss genommen zu werden, wenn er offen über seinen Beruf sprechen würde. Es ist ja nicht so, als ob man im Studium lernt, Tierversuche zu verteidigen. Ich hatte immer das Gefühl, nicht bereit zu sein – und ich hasse es, wenn ich nicht vorbereitet bin!

Schnellvorlauf: 2016, fast ein Jahr nach der Gründung von Pro-Test Deutschland, bin ich ein neuer Mensch. Wenn ich jetzt neben diesem Fremden im Flugzeug sitzen würde, würde ich ihm etwas erzählen. Denn ich habe verstanden, was unser größtes Problem ist: Die meisten Menschen haben einfach nicht genug Faktenwissen über Tierversuche. In der Öffentlichkeit hört man zuviel von emotionalen Aktivisten, und zuwenig von den Wissenschaftlern selbst. Aber das ist nicht die Schuld der Allgemeinheit! Wie oft gehen denn Wissenschaftler für irgendetwas auf die Straße? Praktisch gar nicht. Das ist die andere Seite des eigentlichen Problems. Wir sollten alle besser darauf vorbereitet sein, über dieses Thema zu sprechen und die Wahrheit zu sagen. Was mir an Pro-Test so gut gefällt ist, dass man hier nicht nur Menschen aus allen Lebensbereichen aufklären kann, man hat auch endlich eine Möglichkeit, sich selbst auszudrücken!

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Astrid Kugler

Geschäftsführererin ‘Forschung für Leben’

Basel, Schweiz


Als ich den Job als Geschäftsführerin von Forschung für Leben vor 14 Jahren übernahm, wusste ich noch nicht, dass das Thema der Tierversuche zu einem der Hotspots bei meiner täglichen Arbeit werden würde. Damals stand vielmehr die Gentechnik noch im Fokus. Doch dann war es unerlässlich, dass ich mich intensiv mit der Forschung an Tieren auseinandersetzte. Ist das wirklich nötig, muss das sein, fragte ich mich. Je mehr ich erkannte, zu welchen Erfolgen Tierversuche gegen viele Krankheiten in der Vergangenheit geführt haben, desto entschiedener stand ich und stehe ich heute noch für biomedizinische Versuche an Tieren ein.

Ich denke an die vielen Impfstoffe, die unsere Kinder vor schlimmen Krankheiten schützen: Pocken, Kinderlähmung, Masern, um nur einige zu nennen. Oder an die AIDS-Epidemie, die für Tausende von Menschen ein langsames, furchtbares Sterben zur Folge hatte. Heute dürfen diese Menschen – auch dank Tierversuchen – erwarten, ein annähernd durchschnittlies Lebensalter zu erreichen. Krebs ist heute vielfach zu einer chronischen Krankheit mit Aussicht auf eine gute Lebensqualität geworden. Eine nicht zu unterschätzende Zahl von Erkrankten können sogar geheilt werden. Ich staune auch über die vielen komplizierten Operationen, die heute den Ärzten erlauben, erkrankte Menschen wieder vollständig zu heilen. Ohne Versuche an Tieren unmöglich!

Deshalb sage ich JA zu Tierversuchen, verweise aber gleichzeitig darauf, dass die europäischen Gesetze von jedem Forscher verlangen, dass die Tiere nach den Regeln der 3R (Reduce, Refine, Replace) behandelt werden. 3R bedeutet, es sind möglichst wenig Tiere zu gebrauchen, die Versuche sollen so schonend wie möglich durchgeführt werden und es dürfen nur Versuche gemacht werden, deren Fragestellung sich nicht mit anderen Methoden (z.B. im Reagenzglas, Computermodell) beantworten lassen. Ausserdem müssen die Tiere gut gehalten werden. Diese Vorgabe ist schon allein deswegen wichtig, weil nur Tiere, die sich wohl in ihrer Umgebung fühlen, verwertbare Daten liefern.

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Axel Haverich

Chirurg – Medizinische Hochschule Hannover

Hanover, Deutschland


Insbesondere Kinder profitieren von einer in Hannover entwickelten mitwachsenden Herzklappe. Die bisher verfügbaren Klappenprothesen können naturgemäß nicht wachsen, weil sie aus Kunststoffen oder fixiertem biologischem Material bestehen. Die mitwachsende Herzklappe passt sich jedoch dem Wachstum der Patienten an, so dass den Kindern risikoreiche und belastende Wiederholungseingriffe erspart werden können.

Die Herzklappen wachsen mit. Die Klappen wurden in Versuchen bei 20 kg-Schafen implantiert und bei 70 kg-Schafen wieder ausgebaut. Mit dem Wachstum der Schafe ist es auch zu einem Wachstum der Herzklappen gekommen.

Wir dürfen nicht so tun als hätten wir die Biologie des Säugetierorganismus durchdrungen, denn alle Untersuchungen die wir beispielsweise zur Immunologie, Transplantation oder zur Blutgerinnung durchführen, können nicht im Labor durchgeführt werden, ohne dass Großtierversuche zwischengeschaltet werden. Alternativ werden Patienten einem aus meinen Augen nicht vertretbarem medizinischen Risiko ausgesetzt.

Wir Chirurgen sind vorsichtig bevor wir von Heilung sprechen. Selbst bei Krebsoperationen oder bei schwierigen Herzoperationen. Eigentlich reparieren wir. ABER: Ich glaube wir können in dem Fall der mitwachsenden Herzklappe von Heilung sprechen, weil wir die jungen Patienten nicht erneut Operieren müssen und sie auch lebenslang keine Medikamente einnehmen müssen.

Bisher haben über 160 Kinder eine mitwachsende Herzklappe erhalten und allen geht es gut. Ohne die entsprechenden Versuche an Schafen wäre dies nicht möglich.

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Joachim Bellet

Neurowissenschaftler | Pro-Test Deutschland

Tübingen, Deutschland


Für einige Bereiche unseres Lebens müssen wir keine Tiere sterben lassen. Wir müssen beispielsweise kein Fleisch essen. Wir Menschen sind Allesfresser und als solche können wir alle für uns wichtigen Nährstoffe anderweitig finden, zumal die Bevölkerung heutzutage ein immer breiteres Wissen über Ernährung besitzt. Die Fähigkeit, Wissen zu schaffen und zu verbreiten, war in der Vergangenheit die Grundlage des menschlichen Überlebens. Heute stehen wir vor Herausforderungen wie der globalen Erwärmung oder Epidemien in Dritte Welt Ländern. Und auch Menschen in Industrieländern sind noch immer von schrecklichen Erkrankungen betroffen.

Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, dass Menschen, die ich liebe, und ich selbst, mit Schmerzen sterben oder den Verstand verlieren, wie es meine Großeltern mussten. Ich möchte nicht im Alter nicht mehr ich selbst sein und meine Kinder nicht mehr erkennen, wenn sie mich besuchen kommen. Auf Grund dessen habe ich entschieden, in den Naturwissenschaften zu forschen, genauer auf dem Gebiet der Neurowissenschaften. In diesem Bereich können viele Erkenntnisse nur durch die Arbeit an einem lebenden Organismus gewonnen werden.

Ich würde mich als einfühlsame Person bezeichnen und ich gehe davon aus, dass die Tiere, mit denen ich arbeite, ebenfalls fühlen. Daher gebe ich mein Bestes, um Stress, Schmerzen und Leiden der Tiere zu vermeiden. Am Ende eines Tages habe ich den Eindruck, das Richtige zu tun. Ich glaube fest, dass meine Forschung dazu beitragen wird, die Funktion des Gehirns zu verstehen. Ich fühle mich in Frieden, da ich einen Beitrag für die Menschheit leiste.

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Diethard Tautz

Director MPI für Evolutionsbiologie

Plön, Deutschland


Diethard Tautz erforscht genetische Unterschiede zwischen Individuen und Gruppen. Auf seiner Forschung basiert die Technik des “genetischen Fingerabdrucks”, die Weltweit in der Kriminalistik und für Vaterschaftstests verwendet wird.

Als Evolutionsbiologen versuchen wir zu verstehen, wie sich Tiere an die Umwelt anpassen und wie neue Arten entstehen. Da Anpassungen genetisch vererbt werden, spiegeln sie sich auch in der DNA wider, und solchen Veränderungen in der DNA gilt unsere Hauptaufmerksamkeit.

Gleichzeitig läuft der Evolutionsprozess nicht in einzelnen Individuen ab, sondern in Populationen. Wir arbeiten daher mit wild gefangenen Tieren, aber auch mit Tieren im Labor (Fliegen, Fische und Mäuse). Uns interessiert dabei der Unterschied zwischen den Individuen, sowohl im Aussehen, wie im genetischen Material. Aus dieser Suche nach den Unterschieden hat sich auch der genetische Fingerabdruck entwickelt, der nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Menschen anwendbar ist.

In unserer gegenwärtigen Arbeit versuchen wir zu verstehen wie sich bei Mäusen die Kopfform im Lauf der Evolution verändert. Wir finden dabei Gene die auch beim Menschen relevant sind und tiefere Einsichten in genetische Krankheiten und Geburtsdefekte liefern können. Ohne direkte Arbeit am Tier wäre unsere Forschung nicht machbar.

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Marie Schmidt

Biologiestudentin | Pro-Test Deutschland

Luxemburg


Ich bin Vegetarierin. Weil ich kein Tier essen kann, das eingesperrt gelebt, gelitten hat, damit es auf meinem Teller landet und mich satt macht – für einen Moment. Einen Moment für ein Leben? Ich will das nicht.

Dass Tiere nicht leiden, ist falsch. Zwar wissen wir nicht, wie sie empfinden, aber etwas empfinden sie. Sie haben Ängste, wenn sie aus ihrer Umgebung gerissen werden und zum Schlachthof drängen, während die Rufe ihrer Artgenossen das letzte ist, was sie hören. Tiere spüren Schmerzen, und es kann Schmerzen verursachen, sich gegenseitig zu treten und zu beißen, weil kein Platz da ist; oder auf einem Gitterboden zu leben, weil das hygienischer ist; oder im CO2 zu ersticken.

Es macht mich traurig, dass in Deutschland jedes Jahr über 750 Millionen Tiere sterben für den Appetit von 80 Millionen Menschen – 80 Millionen Menschen, die die Wahl hätten, so vieles anderes zu essen, aber für die ein paniertes Schnitzel nichts vom Tod erzählt.

Wir nehmen uns als Menschen das Recht, zu entscheiden, wofür ein Tier zu leben hat, wie es zu leben hat und wann es sterben muss. Ich finde, dass das in gewisser Weise überheblich ist. Zur Ernährung sterben Tiere für einen Moment. Ein Moment, der beim nächsten Hunger wie für umsonst erscheint. Seit ich das in Erwägung ziehe, kann ich kein Tier mehr essen.

Warum erzähle ich das? Weil es der Hauptgrund ist, warum ich über Tierversuche nachgedacht habe. Es ist ein tiefer Widerspruch, den Tod von Tieren zur Ernährung abzulehnen, zu Forschungszwecken aber zu unterstützen. Denn ich sage nicht, dass Tiere in Laboren nicht auch zum Teil leiden: Labormäuse, die oft nichts Besseres zu tun haben, als im Kreis zu laufen oder Kaninchen, die keinen Hakensprung machen können… Und dann gibt es noch die Tiere, die als Modell für eine Krankheit dienen. Wir müssen bedenken, dass es einer Maus mit Lungentumor oder einer Ratte mit Parkinson genauso schlecht gehen kann wie einem Menschen mit dieser Erkrankung. Es wäre ebenfalls überheblich, dies zu verneinen. Nur wenn wir die Leidensfähigkeit der Tiere eingestehen und – obwohl wir es nicht wissen – der des Menschen gleichsetzen, können wir versuchen, sie zu verringern.

Menschen haben das bereits getan. Es gibt nun Zellstoff in den Mäusekäfigen, damit sie ihrem Nestbau-Verhalten nachgehen können, und Kaninchen haben einen Unterschlupf, weil es in ihrer Natur liegt, sich tagsüber im Bau zu verstecken oder in erhöhter Position die Umgebung zu bewachen. Aber warum Tiere überhaupt so leben lassen? Muss der Mensch das tun?

Ich habe lange darüber nachgedacht und meine Antwort kann leider nur ja lauten. Ja wir haben die Pflicht, an Tieren zu forschen. Ich bin traurig darüber. Aber noch trauriger als die Lebensbedingungen der Labortiere macht mich das Leiden unzähliger Menschen, die auch heute noch an Krankheiten leiden und sterben müssen, für die es Heilmittel gibt, die wir nur noch nicht gefunden haben. Meine Oma, die mit Mitte dreißig an Krebs starb oder meine Freundin, die unter einer sogenannten schweren psychischen Erkrankung leidet: sie und andere verpflichten uns, die es können, nach Lösungen zu suchen. Ich sehe es als meine Pflicht, meinen Mitmenschen gegenüber, zu forschen und hoffentlich dazu beizutragen, Krankheiten in Zukunft heilen zu können. Ich möchte, dass kein Mensch leiden muss.

Deshalb muss ich ja zu Tierversuchen sagen. Diese Entscheidung widerstrebt mir tief im Innern, aber sie ist unumgänglich. Und weil mir die Entscheidung selbst schwerfällt, bin ich Mitglied bei Pro-Test Deutschland. Ich möchte mit euch, denen es vielleicht genauso geht, darüber sprechen, wie wir bestmöglich mit der Tatsache umgehen, dass wir weiter an Tieren forschen müssen.

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Arthur Pilacinski

Neurowissenschaftler | Pro-Test Deutschland

Tübingen, Deutschland


Als Forscher im Bereich der Neurowissenschaften nutze ich die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) fast täglich. fMRT misst die Veränderung der Blutoxygenierung, ausgelöst durch Stoffwechselaktivitäten im Gehirn und wird oft als Alternative zu invasiven elektrophysiologischen Methoden angewendet. Wir sind aber, trotz intensiver Bemühungen von Wissenschaftlern wie Prof. Nikos Logothetis, noch immer weit davon entfernt, durch Messung der Stoffwechselaktivitäten Rückschlüsse auf die neuronalen Aktivitäten einzelner Zellen zu ziehen. Das bedeutet, dass ich in meinem Forschungsgebiet „Neurologische Mechanismen im Motorischen System“ weiterhin auf invasive Methoden angewiesen bin, um erklären zu können, wie sich der menschliche Körper bewegt. Auf Basis dieses Wissens bauen praktische Anwendungen auf, wie fortschrittliche Neuroprothesen, die einer Vielzahl von paralysierten Patienten Linderung verschaffen können. Ich denke, die Hauptaufgabe von Pro-Test Deutschland besteht darin, zu vermitteln, warum die Grundlagenforschung notwendig für spätere praktische Anwendungen ist. Dieses Beispiel macht, so glaube ich, deutlich, warum etliche biomedizinische Forschungsgebiete weiterhin auf die Nutzung von Versuchstieren angewiesen sind.

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timTim Pock

Student, Universität Münster | Pro-Test Deutschland

Münster, Deutschland


Ich bin derzeit Master-Student und arbeite bereits seit dem Beginn meiner Bachelorarbeit in der Grundlagenforschung an Tiermodellen. Wenn man auf dieses Thema zu sprechen kommt, ist es für mich schon immer wichtig gewesen, dass mein Gegenüber genau darüber informiert wird, welche Art Versuche ich durchführe und unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten und behandelt werden. Dabei ist es nicht immer einfach anderen Leuten das richtige Bild zu vermitteln, vor allem bei denen, die mit Wissenschaft oder speziell mit Tierversuchen noch nie in Kontakt gekommen sind.

Oft bin ich geschockt über die öffentliche Meinung zum Thema Tierversuche, die auf falschen oder irreführenden Informationen beruht und so stark von der Gegenseite geprägt ist, dass man schnell als Unmensch und Tierquäler dasteht. Dabei liegt mir das Wohl der Tiere sehr am Herzen, bin mir aber der Notwendigkeit der Versuche bewusst, die so verantwortungsvoll und rücksichtsvoll durchgeführt werden müssen wie möglich. Die Tiere werden außerdem durch strenge Kriterien in der Zulassung und Ausführung von Tierversuchen geschützt.

Ich glaube, dass Aufklärung und Transparenz die besten Wege sind das Bild der Tierforschung in der Öffentlichkeit zu verbessern. Deshalb habe ich mich dem Pro-Test Deutschland Team angeschlossen.

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Porträt HGR 2012 bwHans-Georg Rammensee

Immunologie, Professor der Tübingen University

Tübingen, Deutschland


Die meisten heute lebenden Menschen wären ohne die Tierversuche der letzten 218 Jahre gar nicht vorhanden, denn ihre Vorfahren wären sonst an Infektionskrankheiten gestorben. Selbst für die Pockenimpfung, die 1798 von Edward Jenner am Menschen getestet wurde, mussten Kühe für die Impfstoffgewinnung herangezogen werden. Die Entwicklung aller weiteren Impfstoffe beruht auf der Forschung an Mäusen, Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen, Pferden und weiteren Tieren. Außerdem beruhen unsere heutigen Erkenntnisse in den Biowissenschaften und der Medizin auf der Grundlagenforschung mit Tierversuchen, man denke nur an die monoklonalen Antikörper, ohne die ein Großteil der Fortschritte in der Biomedizin nicht erfolgt wäre. Es gibt noch sehr viele Krankheiten, die durch weitere Forschung besser bekämpft werden könnten, insbesondere trifft das auf lebensbedrohende Erkrankungen bei Kindern und bei Menschen in der Familienphase zu. Wer daher fundamental gegen Tierversuche ist und diese behindert, etwa durch Demonstrationen oder Häme gegenüber den ausführenden Wissenschaftlern, oder durch unsinnige bürokratische Hürden, tötet kleine und große Kinder, und deren Eltern, und andere Erwachsene ebenso.

Allerdings gibt es eine Sorte von Tierversuchen, die unsinnig sind, dazu gehören sog. Krebsimmuntherapiemodelle in Mäusen, die vorhersagen sollen, wie die entsprechende Therapie im Menschen wirken wird. Da sich das Immunsytem des Menschen von dem der Mäuse in einer Vielzahl von molekular genau bekannten Charakteristika unterscheidet, sind solche Mausversuche nicht nur für die Katz, sondern auch schädlich, da sie die klinische Forschung in eine falsche Richtung lenken können, und unnötig Geld von öffentlichen oder mildtätigen Forschungsförderern verschwenden, abgesehen von der Qual der beteiligten Mäuse.

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Onur Güntürkün

Biopsychologe, Professor der Ruhr-Universität Bochum

Bochum, Deutschland


Tierversuche haben mein Leben gerettet. 17.500 Affen starben bei der Entwicklung der Polioimpfung. Als der Virologe Jonas Salk am 12. 4. 1955 in einer Pressekonferenz verkündete, dass die Impfung funktioniert, läuteten überall in den USA die Glocken. Millionen Menschen wurden durch die Polioimpfung vor Tod oder schwerer Behinderung gerettet. Drei Impfungen waren anfangs notwendig, um den notwendigen Schutz aufzubauen. Ich infizierte mich mit Polioviren nach der zweiten Impfung. Jonas Salk hat mein Leben gerettet, konnte aber meine Behinderung nicht verhindern.

Die meisten, die diese Zeilen lesen, sind Gerettete ohne es zu wissen. Ohne das ganze Arsenal der modernen Medizin hätten die meisten von uns niemals gesund oder zumindest lebend das Erwachsenenalter erreicht. Tiere starben, damit wir leben. So war es, so ist es, und so wird es noch eine ganze Weile sein.

Ich mache Tierversuche. Meine Forschung ist von Neugier getrieben; ich arbeite in der Grundlagenforschung und möchte die Prinzipien des Denkens verstehen. Dabei untersuche ich Tauben, weil deren Gehirn dem des Menschen sehr unähnlich ist. Die Analyse der Ähnlichkeiten und der Unterschiede in den Hirngrundlagen des Denkens werden uns einen vollkommen neuen Zugang bieten, um das Denken zu verstehen.

Für meine Forschung sterben Tauben. Doch meine Experimente helfen uns zu erkennen, wie unser Denken funktioniert. Wie immer in der Forschung, werden Grundlagenerkenntnisse irgendwann gezielte Anwendungsforschung ermöglichen. Diese wird die Gesundheit von zukünftigen Menschen retten, die vielleicht noch gar nicht geboren sind. Dazu trage ich mit meiner Forschung bei, und ich bin stolz darauf.

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  CTF_Logo_118wChildren’s Tumor Foundation

Neurofibromatose Forschung 

New York, New York, U.S.A.


AnnetteBakker (1)Annette Bakker – Präsidentin und Forschungsvorstand
Ich liebe Tiere… aber Tiermodelle sind essentiell um sicher zu stellen, dass man weiß, wie sich ein Medikament auf den gesamten Organismus auswirkt, bevor man es in Patienten anwendet. Tierexperimente sollten ethisch und mit größtem Respekt gegenüber den Tieren durchgeführt werden – dabei erlauben Bildgebungsverfahren es uns die Zahl der benötigten Tiere signifikant zu reduzieren, doch ohne einen größeren technischen Durchbruch (ein neues tierfreies Vorhersagemodell) wird es uns leider nicht möglich sein, Heilverfahren ohne Tierversuche zu entwickeln. Nichtsdestotrotz bin ich völlig gegen die Nutzung von Tiermodellen in der Kosmetikindustrie und würde mich aktiv dagegen einsetzen. Aber für die Heilung von Patienten bleibt uns leider keine andere Wahl. Mein Vorschlag an die Aktivisten wäre, dass sie sich an der Entwicklung von Bildgebunsverfahren oder anderen Ersatztechnologien beteiligen, damit wir das gleiche Tier für die Erhebung von mehr Daten durch das gesamte Experiment hinweg nehmen können. Ich denke es ist allzu einfach sich zu beschweren ohne konkrete Lösungsvorschläge zu machen. Ich wäre einer der ersten mich für die Abschaffung von Tierversuchen einzusetzen, sofern wir diese mit adequaten Vorhersagemodellen ersetzen könnten.

PamKnight (1)Pam Knight – Klinische Programmdirektorin                                          Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere – Haustiere, Nutztiere und Wildtiere – profitieren von Tierforschung. Fast jede Entdeckung (Antibiotika, Anästhetika, Operationsmethoden, Bildgebungsverfahren, etc.), die durch Versuche mit Tieren entwickelt wurde, hat auch positive Auswirkungen auf die Tiermedizin.

JuliePantoliano (1)Julie Pantoliano – Community Relations
Ich weiß nicht viel über die wissenschaftlichen Details und war nie in einem Labor. ABER von einer Sache weiß ich genug: Hoffnung. Ich weiß, wenn ich von Familie zu Familie und Kind zu Kind arbeite, dass mein Herz jedes Mal einen Freudensprung macht, wenn uns ein neuer klinischer Versuch zur Verfügung steht. Ich weiß, dass klinische Versuche nicht möglich sind ohne Tiermodelle und andere Tierexperimente. Deshalb sage ich im Namen all jener, die direkt mit Menschen arbeiten und sie über ihre Tränen hinwegtrösten müssen, dass Tierversuche mehr als wichtig sind … sie sind unsere einzige Hoffnung der Neurofibromatose ein Ende zu setzen.

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IMG_0857Florian Hohnstein

PhD Student | Pro-Test Deutschland

Leipzig, Deutschland


In meinem Umkreis versuche ich zu erklären, was dieses „Pro-Test Deutschland“ eigentlich macht. „Wir setzen uns für Tierversuche ein“, sage ich lapidar. Als Antwort bekomme ich prompt Kommentare wie „Aber man soll doch keine Tierversuche machen?“.

Zwei Dinge werden mir klar. Zum Einen, wie tief verankert dieses Bild bei den meisten zu sein scheint. „Tierversuche sind schlecht.“, so einfach ist das. Keine Differenzierung, keine Abwägung, kein Hinterfragen. Zum Anderen, dass dieses Thema dermaßen heikel ist, dass schon die Formulierung einer Aussage darüber entscheiden kann, ob beide Seiten in die Diskussion mit einem offenen Ohr und Interesse für die Argumente der Gegenseite einsteigen oder ob Beleidigungen und moralische Anschuldigungen das Gespräch bestimmen.

Das betrifft mich natürlich auch selbst, denn manche Anschuldigungen oder Behauptungen ärgern mich sehr. Mir fällt es dann schwer, meinen Standpunkt sachlich klarzumachen. Dann vielleicht doch lieber schweigen? Nicht so einfach, wenn man gleichermaßen angeschrien wird. Schweigen oder Schreien – das scheinen die beiden einzigen Alternativen zu sein.

Natürlich ist das Unsinn. Über ein schwieriges Thema muss man reden, und zwar sachlich. Besonders, wenn es so empfindlich und gleichzeitig so wichtig für unsere Gesellschaft ist wie Tierversuche. Wir alle profitieren von Tierversuchen, doch viele scheinen sich ihrer Bedeutung für den heutigen Gesundheitsstandard immer noch nicht bewusst zu sein.

Durch meinen Beitrag bei Pro-Test Deutschland möchte ich den Punkt erreichen, an dem jeder eine informierte Entscheidung treffen kann und wir beim Diskutieren endlich eine angemessene Lautstärke finden.

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Martin_Ulrich_2015_2Ulrich Martin

Stammzellforscher, Deutsches Netzwerk für Stammzellforschung

Hannover, Deutschland


Als Stammzellforscher arbeiten wir seit Jahren mit Hochdruck daran, Stammzell-basierte Zellkultursysteme zu entwickeln, mit denen wir vor allem im Bereich des Medikamentenscreenings und der Toxikologie Tierversuche ersetzen und reduzieren können. Ich persönlich bin überzeugt davon, dass solche Testsysteme in Zukunft viele Tierversuche überflüssig machen werden.

Ich möchte aber auch deutlich feststellen, dass nicht nur konventionelle Zellkulturen sondern auch aus Stammzellen hergestellte 3D-Gewebe klare Limitationen aufweisen, und wir damit Tierversuche nie vollständig werden ersetzen können. Die Komplexizität eines lebenden Organismus hat doch noch eine ganz andere Dimension als ein relativ kleines und letztlich recht simpel aufgebautes Stück Gewebe in der Zellkultur! Außerdem muss betont werden, dass Tierversuche zur Erprobung neuer Zelltherapien, innovativer Implantate und chirurgischer Interventionen auch in Zukunft unvermeidbar sein werden. Ohne Tierversuche würde man den Patienten, der ja eigentlich von neuen medizinischen Innovationen profitieren soll, unabwägbaren Risiken aussetzen!

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ems_oct-2015-bw_smallEmma Martinez Sanchez

Molekularbiologin und Sprecherin der ‚European Animal Research Association‘ (EARA)

Großbritannien


Die Verwendung von Tieren in naturwissenschaftlicher Forschung hat zu bahnbrechenden Erkenntnissen geführt, welche Human- und Tiermedizin nachhaltig transformiert haben. Dank Tierversuchen konnten wir das Brustkrebsmedikament Tamoxifen entwickeln, welches das Risiko für Brustkrebs bei Risikopatientinnen um 38% verringert. Tierversuche in Mäusen halfen der Entwicklung von Penicillin; Antibiotika retteten unzählige Leben von Soldaten im zweiten Weltkrieg und werden immernoch in der alltäglichen klinischen Praxis eingesetzt; Der VSV-EBOV Impfstoff hat sich als hoch effektiv im Kampf gegen das Ebola-Virus erwiesen und wurde im Tiermodell getestet bevor es für menschliche Tests zugelassen wurde (Phase 3 in klinischen Studien).

Naturwissenschaftliche Forschung legt den Grundstein für neue bahnbrechende Behandlungen, Heilmittel und Diagnostika für sowohl Menschen als auch Tiere. Um in dieser Richtung Fortschritte zu erzielen, müssen wir unser Verständnis davon, wie die Biologie mit Gesund- und Krankheit zusammenhängt, erweitern. Für hochkomplexe Vorgänge, wie beispielsweise Infektionserkrankungen oder neuologische, mentale und behaviorale Störungen, sind Alternativmethoden zu Tierversuchen noch nicht geeignet, sodass Tierversuche noch immer die Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse in diesen Bereichen sind.

Versuche, welche am Tier durchgeführt werden sind nur erlaubt, wenn einerseits Alternativmethoden nicht vorhanden sind und andererseits die Vorteile für die Forschung im Bereich Gesundheit absehbar sind. Dazu müssen ethische Standards eingehalten werden und auch für das Wohlergehen der Tiere muss gesorgt sein. Ich bin vertraut mit den Vorteilen von Tierversuchen und auch mit den Konsequenzen von tierversuchsfreier Forschung, weshalb ich Tierversuche unterstütze.

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