Stell Dir vor, es ist Tierversuchsdebatte, und keiner regt sich auf!

Pro-Test Deutschland e.V. wurde mit dem Ziel gegründet, Fakten über Tierversuche bereitzustellen. Die gemeinnützige Organisation liefert Fakten, die auf Korrektheit, Verlässlichkeit und Genauigkeit geprüft sind. Pro-Test Deutschland möchte damit eine öffentliche Plattform schaffen, um eine Diskussion über Tierversuche zu ermöglichen.

Pro-Test Deutschland vertritt die Meinung, dass Tiere in der angewandten und in der Grundlagenforschung nach wie vor nötig sind. Daher ist es ein wichtiges Anliegen dieses Vereins, ein Forum für die öffentliche Diskussion zu bieten. Es ist entscheidend, dass alle Mitglieder unserer Gesellschaft offen darüber diskutieren können, wie die Forschung in Einklang mit ethischen und wissenschaftlichen Standards durchgeführt werden kann. Um diesen Gedanken umzusetzen, haben wir eine öffentliche Diskussion über Tierversuche arrangiert, die am 7. November 2016 in Tübingen stattfand.

Drei Experten mit unterschiedlichen Hintergründen und damit Perspektiven wurden eingeladen, um bei der Veranstaltung zu diskutieren. Die Runde setzte sich zusammen aus Dr. med. vet. Barbara Grune aus der Abteilung für Experimentelle Toxikologie und der „Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch“ (ZEBET) vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin; Dr. Gardar Arnason vom Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universität Tübingen; und Dr. Lars Dittrich, Neurowissenschaftler und Stellvertreter für Pro-Test Deutschlands Ableger in Bonn.

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Paul Töbelmann stellt die Podiumsdiskussion vor (von links: Töbelmann, Arnason, Grune und Dittrich).

Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Universität Tübingen organisiert und fand am Weltethos-Institut statt. Dr. Christoph Gohl vom Weltethos-Institut unterstützte die Veranstaltung durch Moderation der Kernsegmente der Diskussion und indem er zwischen den Zuhörern und der Expertengruppe vermittelte. „Die öffentliche Diskussion über Tierversuche ist sehr polarisiert, sensationssüchtig und oft voller Fehlinformationen. Veranstaltungen wie diese hier sind äußerst wichtig um die Diskussion mit Informationen zu versorgen und den Vertretern beider Seiten die Chance zu geben, sich gegenseitig zuzuhören,“ kommentierte Dr. Arnason.

In der einstündigen Diskussion brachte jeder der Experten Ansichten aus seinem Kompetenzfeld ein. Dr. Dittrich sprach über seine Erfahrungen aus der Arbeit mit Mäusen als Modell für die Schlafforschung. Dr. Grune betonte die Notwendigkeit, mehr Anstrengungen in die Entwicklung von Alternativmethoden zu investieren, und Dr. Arnason klärte über die ethischen und moralischen Grundlagen der Nutzung von Tiermodellen auf. In dieser informativen Diskussion formulierten alle Teilnehmer ihren Standpunkt, inwieweit Tierversuche die Entwicklung von Alternativmethoden bisher vorangebracht haben und wie diese gleichzeitig die Grundlage liefern, die Biologie der Modellorganismen besser zu verstehen und die gewonnenen Erkenntnisse auf den Menschen zu übertragen.

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Moderator Christopher Gohl führende Diskussionen der Panelmitglieder (von links: Gohl, Arnason, Grune und Dittrich).

Nach der Expertendiskussion wurde die allgemeine Diskussion mit Fragen aus dem Publikum eröffnet. Die ungefähr 70 Teilnehmer im Publikum verbrachten eine gute halbe Stunde damit, ihre Fragen zu stellen und erhielten sachliche Antworten von den Experten. Dr. Dittrich sagte: „Die Beiträge und Fragen aus dem Publikum haben wirklich deutlich gemacht, wie hoch der Bedarf an solchen Informationen ist. Warum können wir Tierversuche nicht durch gespendete Körper Verstorbener ersetzen? Wenn wir sagen, dass Versuche wenn möglich mit einfacheren Tieren durchgeführt werden sollten, was ist dann die Grundlage für eine Unterscheidung zwischen einfacheren und komplexeren Tieren? Die Leute waren ernsthaft interessiert. Es gab viele exzellente Fragen, und wir haben sie offen und zivilisiert diskutiert. Das war einfach großartig!“

„Ich glaube, die Veranstaltung war ein großer Erfolg. Ich habe einiges über Tierversuche und die Probleme bei der Entwicklung von Alternativmethoden gelernt. Nach der Veranstaltung konnte ich außerdem mit einer Gruppe von Studenten über Tierrechte sprechen und über die ethischen Grundlagen in Fällen, in denen Tiere für unsere Zwecke benutzt werden,“ sagte Dr. Arnason nach der Diskussion.

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Ein Publikum von fast siebzig Menschen hört die Podiumsdiskussion.

„Die Gefahr wächst, dass Menschen sich in Gruppen isolieren, in denen nur die eigenen Ansichtsweisen vertreten werden. Die Algorithmen von Social Media-Plattformen bringen Resonanzkörper hervor, in denen Benutzer nur selten Informationen ausgesetzt sind, die der eigenen Meinung widersprechen. Deshalb brauchen wir Möglichkeiten, um gemeinsam über die ethischen Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf Tierversuche zu diskutieren, und zwar respektvoll und aufgeschlossen für Fakten und Argumenten, die unsere eigenen Überzeugungen in Frage stellen,“ sagte Arnason. Zusammenfassend zeigte die Debatte dieses Abends, dass die Expertenmeinungen stellenweise übereinstimmten und selbst ein solch kontroverses Thema wie Tierversuche durchaus in einem öffentlichen Setting diskutiert werden kann. Allgemeinen Konsens gab es in zwei wichtigen Punkten: Zum Einen is es schwierig, dem Ende der Tierversuche einen Zeitrahmen aufzudrücken. Zum Anderen sind Erkenntnisse aus Tierversuchenn nötig, um Fortschritte in der Grundlagenforschung und deren Anwendung zu machen.

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