„Ich habe das Gefühl, wir verstecken uns – das darf nicht sein!“

Pro-Test Deutschland zu Gast an der Universität des Saarlandes


von Emma Pietsch

Pro-Test Deutschland e. V. will eine faire Diskussion zum Thema Tierversuche auf der Grundlage von verlässlichen Informationen über wissenschaftliche, ethische, rechtliche, soziale und psychologische Aspekte tierexperimenteller Forschung anregen. Für viele Menschen außerhalb der Wissenschaft ist es schwierig, an verlässliche Informationen zu gelangen. Wissenschaftler, die mit Tieren arbeiten, wissen mehr über das Thema und tragen daher die Verantwortung, ihr Wissen zu teilen und Rechenschaft abzulegen.

Als wir von der Tierschutzbeauftragten der Universität des Saarlandes, Dr. Monika Frings, eingeladen wurden, einen Vortrag über Pro-Test zu halten, entschieden wir uns für den Titel „Wir müssen reden – Tierversuche offen kommunizieren“.

Hat uns eingeladen: Dr. Monika Frings, Tierschutzbeauftragte der Universität des Saarlandes

Wir, das sind Julia und Emma aus der Heidelberger Pro-Test-Gruppe. Am 22. Juni 2017 standen wir dann in Homburg über 50 Mitarbeitern aus den Laboren und Tierställen gegenüber. Allein die ziemlich große Zahl von Anwesenden zeigte uns, dass das Thema der „richtigen“ und offenen Kommunikation viele Wissenschaftler beschäftigt, für die Tierversuche zum Laboralltag gehören. In der Debatte wurde dann auch immer wieder deutlich, dass viele einfach nicht wissen, ob und wie sie über ihre Experimente reden sollen. Generell war sich das Publikum einig, dass Tierversuche notwendig sind und nicht grundsätzlich abgelehnt werden können. Über die Art der Kommunikation und Transparenz von Tierversuchen wurde aber lebhaft diskutiert. Der Landesbeauftragte für Tierschutz des Saarlandes, Dr. Hans-Friedrich Willimzik, trug maßgeblich dazu bei.

War nur teilweise unserer Meinung: Dr. Hans-Friedrich Willimzik, Tierschutzbeauftragter des Saarlandes

Er betonte, es müsse klar gemacht werden, dass nur Versuche unterstützt werden, die „notwendig und sinnvoll“ sind. Eben darin liegt aber bereits ein erstes Problem: Über die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit eines Versuchs entscheidet nicht der Wissenschaftler selbst. Und auch wir möchten uns gar nicht anmaßen, zu entscheiden, welche Versuche gemacht werden sollten und welche nicht. Das ist Aufgabe der Kommission, die nach der Antragstellung für ein Tierexperiment von der Genehmigungsbehörde eingesetzt wird.

Insgesamt schien es vielen Zuhörern eine Herzensangelegenheit zu sein, einmal offen zu erklären, worin sie die Schwierigkeiten sehen, Tierexperimente aufgeschlossener zu kommunizieren – im Privaten genauso wie im öffentlichen Raum. Die Debatte drehte sich daher auch immer wieder um die Möglichkeiten, wie ganz konkret an der Universität des Saarlandes die Kommunikation zum Thema Tierversuche verbessert werden könnte, und welche Schwierigkeiten oder Ängste damit verbunden sind. Große Institutionen wie Universitäten sehen sich mit anderen Problemen konfrontiert als ein gemeinnütziger Verein wie Pro-Test Deutschland. Viele Wissenschaftler und Universitätsmitarbeiter befürchten, dass durch offenere Kommunikation Tierversuchsgegner auf den Plan gerufen werden könnten, die den Laborbetrieb stören oder auf anderem Wege Schaden anrichten könnten. Auch aus dem Homburger Publikum bekamen wir diesen Einwand zu hören. Dennoch war sich das Publikum einig, dass insgesamt offener mit Tierversuchen umgegangen werden sollte, und dass die befürchtete Konfrontation mit Tierrechtsorganisationen und Tierversuchsgegnern dem Wunsch nach mehr Transparenz nicht im Weg stehen darf. Schon im eigenen Interesse: Wollen wir wirklich, dass die Öffentlichkeit Informationen nur von Tierversuchsgegnern beziehen kann?

Erschreckendes Ergebnis einer Umfrage unter EU-Bürgern, woher sie ihre Informationen zu Tierversuchen beziehen: Überallher, nur selten von den Forschern selbst!

Eine Wortmeldung lautete: „Ich habe das Gefühl, wir verstecken uns. Das darf nicht sein.“ Wir sehen das genauso. Die Auseinandersetzung mit Tierversuchsgegnern soll nicht gescheut, sondern als Dialog angeregt werden, bei dem beide Seiten zu Wort kommen und sachlich argumentieren können. Es ist begrüßenswert, wenn eine Gesellschaft über die Dinge spricht, die alle etwas angehen.

Wir haben uns sehr über die Einladung, die rege Debatte in Homburg und das positive Feedback zu unserer Arbeit gefreut und bedanken uns bei allen Zuhörern ganz herzlich. Wir selbst nehmen auch viele neue Denkanstöße und Anregungen mit und hoffen, dass der ein oder andere einen eigenen Weg findet, seine Experimente offener anzusprechen. Pro-Test bietet eine Plattform, auf der Wissenschaftler selbst zu Wort kommen können, und füllt mit seiner Arbeit eine Informationslücke, aber das ist nur einer der vielen Wege, um (endlich) offen zu reden.