Hoffnung auf neuen Therapieansatz für aggressiven Hirntumor

Wissenschaftler haben einen neuen Ansatz zur Behandlung von Glioblastomen in Mäusen entwickelt. Das Glioblastom ist eine besonders aggressive Tumorart im Gehirn. 90% der Patienten sterben innerhalb von drei Jahren nach Diagnose. Ein Forscherteam um Dr. Linda Liau und Dr. Robert Prins der University of California in Los Angeles (UCLA) haben nun eine raffinierte Kombination aus Chemotherapie und Gentherapie entwickelt, die in Mäusen gegen die Krebsart wirkt.

Bei der von Liau und Prins entwickelten Gentherapie handelt es sich um einen sogenannten adoptiven T-Zell-Transfer. Bei dieser Methode werden Immunzellen (T-Zellen) aus dem Blut des Patienten gewonnen, genetisch verändert und dann wieder in den Blutkreislauf zurückgeführt. Die genetische Veränderung sensibilisiert die T-Zellen gegen charakteristische Merkmale der Tumorzellen, sogenannte Antigene. Alle Zellen, die diese Tumor-Antigene aufweisen, werden dann vom Immunsystem erkannt und zerstört. Der große Vorteil dieser Behandlungsmethode ist, dass sie auch vereinzelte Krebszellen erreicht, die sich vom Tumor abgelöst haben. Genau diese verstreuten Krebszellen sind der Grund, warum die operative Entfernung eines Glioblastoms nur selten zu einer Heilung führt.

Mit adoptivem T-Zell-Transfer sind bereits Erfolge bei der experimentellen Behandlung anderer Krebsarten und auch Aids gelungen. Bisher schien das Glioblastom jedoch nicht zur Behandlung mit dieser Methode geeignet, denn Glioblastomzellen weisen auf ihrer Oberfläche keine charakteristischen Tumor-Antigene auf, gegen die T-Zellen sensibilisiert werden könnten. Das Forscherteam aus Kalifornien machte jedoch 2011 eine bedeutsame Entdeckung: Als sie menschliche Glioblastomzellen in Zellkultur (in vitro) mit dem Medikament Decitabin behandelten, fingen die Zellen an, das Tumor-Antigen NY-ESO-1 zu produzieren, das normalerweise nur auf anderen Arten von Krebszellen vorkommt. In der soeben veröffentlichten Nachfolgestudie untersuchten sie ein Mausmodell für das Gliobastom, also Mäuse, in denen diese Krebsart gezielt erzeugt wird. Die Mäuse wurden zuerst mit Decitabin behandelt, um die Krebszellen zur Produktion von NY-ESO-1 anzuregen. Danach wurden aus ihrem Blut T-Zellen gewonnen und gentechnisch gegen das Tumor-Antigen sensibilisiert. Als die veränderten T-Zellen wieder in den Blutkreislauf injiziert wurden, griffen sie tatsächlich die Tumore an. Die Krebsart konnte so in etwa 50% der Mäuse erfolgreich bekämpft werden.

Diese Forschung verdeutlicht, wie Tierversuche Lücken schließen, für die tierfreie Methoden noch nicht geeignet sind. In tierfreier Zellkultur wurde entdeckt, wie Glioblastomzellen zur Produktion von Tumor-Antigenen angeregt werden können. Aber erst im Tierversuch konnte getestet werden, ob sich diese Methode eignet, eine ausreichend starke und spezifische Antwort des Immunsystems auszulösen. Als nächstes wolle man testen, ob die Methode auch in anderen Modellen für Hirntumore erfolgreich ist, erklärten die Forscher in einer Pressemitteilung.